Die Stadt- und Landesbibliothek zieht Bilanz für 2020 und gibt einen Ausblick auf 2021

Ein besonderes Jahr liegt hinter der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam (SLB), das durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen geprägt war. Trotz der mehrmonatigen Schließung durch die Lockdowns und damit einem beträchtlichen Einbruch bei den Besucher- und Entleihungszahlen konnte die Bibliothek im Jahr 2020 viele Projekte vorantreiben und neue Wege gehen.

So organisierte die Bibliothek einen kontaktlosen Bestell- und Abholservice und bearbeitete insgesamt 3900 Medienbestellungen. Zudem wurde während der Schließzeit Potsdamerinnen und Potsdamern ein kostenloser Zugang zu e-books sowie zum Film- und Musikstreamen bereitgestellt. Auch die Social-Media Präsenz der SLB wurde mit Instagram und YouTube ausgebaut, um Angebote wie etwa Tutorials zur Verfügung zu stellen.

Während der Öffnung im Sommer und Herbst konnten dank eines ausgefeilten Hygienekonzepts verschiedene Lesungen, Open-Air Veranstaltungen sowie 87 Führungen für Schülerinnen und Schüler realisiert werden. „Hier hat die Bibliothek mit schnellen, alternativen Lösungen die Herausforderungen sehr gut gemeistert, vor die uns die Pandemie von heute auf morgen gestellt hat. Das Potenzial von Bibliotheken als Vermittler von Medienkompetenz ist gerade jetzt unverzichtbar. Mit ihren digitalen Angeboten, zum Beispiel zur Unterstützung des Homeschoolings, der Zusammenstellung von Lerntipps und geeigneten außerschulischen Angeboten ist sie gerade für Familien ein Anker in diesen schwierigen Zeiten“, sagt Noosha Aubel, Beigeordnete für Bildung, Kultur, Jugend und Sport.

Bibliothek hat neue Bereiche eröffnet
Mit der Einweihung der Klimabibliothek und der „Bibliothek der Dinge“ leistete die SLB im
zurückliegenden Jahr einen Beitrag zum Klimaschutzplan der Landeshauptstadt Potsdam. „Das Thema Umwelt liegt Potsdamerinnen und Potsdamern auch im Corona-Jahr am Herzen“, sagt die Direktorin der Bibliothek, Marion Mattekat. Von den 460 Titeln in der Klimabibliothek war das beliebteste Werk das „Plastiksparbuch“. Bei der „Bibliothek der Dinge“ begeisterten am meisten die Ukulele, das Teleskop und die Seifenblasenmaschine. Zukünftig soll das Angebot um zusätzliche Gegenstände erweitert werden. Auch in der Hauptbibliothek stehen demnächst insbesondere bei Kindern beliebte 400 Toniefiguren sowie zahlreiche Tonieboxen zur Verfügung.

Seit März 2020 arbeitet das SLB-Team und die Stadtkontor GmbH als Entwicklungs-
beauftragte an der Umgestaltung der Zweigbibliothek Am Stern. Dabei wurden in enger Abstimmung mit den Bürgern verschiedene Ideen wie bequemere Sitzmöglichkeiten für Senioren oder mehr Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder und Familien entwickelt. Auch ein begrünter Platz, ein Wintergarten sowie eine Küche sind denkbar. Die Prototypen wurden im September 2020 im Stadtteil vorgestellt. Basierend auf dem erarbeiteten Konzept soll die Bibliothek in den nächsten Jahren neu gestaltet werden.

Digitale Ausleihe um 43 Prozent gestiegen
Durch die Schließungen und insgesamt 50 Prozent weniger Öffnungsstunden konnte die Bibliothek mit 170.382 Besuchern nicht an den Erfolg von 2019 mit insgesamt 424.437 Gästen anschließen. Auch die Entleihungen sind um 32 Prozent auf 786.282 zurückgegangen. Ausleihrenner waren unter anderem das Sachbuch „Das Anti-Panik-Handbuch für Eltern“, der Roman von Jana Hensel „Zonenkinder“ sowie die Biografie von Ursula Karusseit „Zugabe“. Trotz der insgesamt geringeren Zahlen als im Vorjahr wurde die digitale Ausleihe um 43 Prozent auf 126.629 gesteigert. Die Zahl der registrierten Nutzer ging um 18 Prozent von 19.782 auf 16.381 zurück. „Das erklärt sich im Wesentlichen dadurch, dass ein Großteil der Vermittlungsarbeit für Kinder und Jugendliche coronabedingt nicht stattfinden konnte“, so Mattekat.

Erweiterung der digitalen Angebote
Bereits während des ersten Lockdowns wurden digitale Medien im Wert von 30.500 Euro hinzugekauft, um das Digitale Angebot zu verstärken. Hier setzt die Bibliothek auch 2021 an: Mit einer App fördert die SLB ab dem 1. Februar 2021 das Lesen bei Kindern auf digitalem Weg: „TigerBooks“ bringt die Geschichten beliebter Kinderbuch-Helden wie Conni, Bibi & Tina, oder die kleine Raupe Nimmersatt auf Smartphones und Tablets. Das Angebot für Kinder von zwei bis zehn Jahren ist für Bibliotheksnutzerinnen und -nutzer kostenlos.

Zudem erweitert die SLB ihr digitales Angebot ab dem 1. Februar 2021 um die Plattform Overdrive mit einem Schwerpunkt auf fremdsprachiger Literatur in englisch, russisch, italienisch, spanisch und französisch. Mit dem Bibliotheksausweis können Nutzerinnen und Nutzer kostenlos e-books und e-audios aus der digitalen Sammlung ausleihen. Die Nutzung ist sowohl per Browser, e-book-Reader und über die App „Libby“ möglich, die über die gängigen App-Shops heruntergeladen werden kann. Zugang zur Overdrive-Plattform der SLB erhalten Nutzerinnen und Nutzer unter https://slb-potsdam.overdrive.com.

Ausblick auf kommende Veranstaltungen
Obwohl es derzeit schwierig ist, verlässlich Veranstaltungen zu planen, setzt die SLB hier weiterhin auf die Beteiligung an Kooperationen und erfolgreiche Veranstaltungsformate, die vorrangig – solange erforderlich - in den digitalen Raum verlagert werden. So wird die Gesprächsreihe „Puls der Zeit - Mit Journalistinnen und Journalisten diskutieren“ online fortgesetzt, wo Wissenschaftsjournalisten aus den Reihen der RiffReporter zu aktuellen Fragen der Zeit mit dem Publikum diskutieren. Auch die Reihe „Lunchpaket“ in Kooperation mit den Partnern VHS und WIS im Bildungsforum findet einmal monatlich digital statt, auch wenn dabei derzeit der Imbiss fehlt.

Die SLB hat sich an verschiedenen Förderprogrammen beteiligt, die zur Wiederbelebung der Kultur im vorigen Jahr aufgelegt wurden. So möchte die Bibliothek Kindern von sieben bis elf Jahren digitale Treffen mit den Schriftstellern ermöglichen und ein Stück Bibliothek nach Hause oder in die Schule bringen. Geplant sind bis Mitte Mai 2021 fünf Online-Lesungen bekannter Kinder- und Jugendbuchautorinnen und -autoren. Gefördert wird das Projekt vom Deutschen Literaturfonds e. V. im Rahmen des Programms „Neustart Kultur“.

In diesem Förderprogramm wurde außerdem noch ein langer Leseabend mit verschiedenen Autorinnen und Autoren zum Welttag des Buches am 23. April ermöglicht. Erwartet werden unter anderem Thomas Hettche, Olga Grjasnowa und André Kubiczek. „Die reale Begegnung, der Austausch nach der langen Durststrecke wird dann hoffentlich bald wieder erlebbar sein. Die Bibliothek als lebendiger Ort und Treffpunkt ist schwer ersetzbar“, sagt Marion Mattekat. Sofern die Lage es zulässt, wird ein analoges Format angestrebt.
Weitere Infos auf www.bibliothek.potsdam.de.