Für die Nachwelt erhalten
Die Stadt- und Landesbibliothek hat Heimatkalender der Region Brandenburg digitalisiert
Die Stadt- und Landesbibliothek mit ihrem umfangreichen Bestand an regionalkundlicher Literatur hat 300 Heimatkalender der Region Brandenburg aus den Jahren 1902 bis 1942 mit Fördermitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg als wichtige Quellenwerke vollständig digitalisiert. Die Kalender waren in einem sehr schlechten Zustand, so dass aus konservatorischen Gründen eine Digitalisierung dringend notwendig war.
Nun sind diese im Internet bereitgestellt und für jedermann abrufbar unter https://opus4.kobv.de/opus4-slbp/solrsearch/index/search/searchtype/collection/id/18463).
Es lohnt sich ein Blick auf die mit hoher Brillanz erstellten elektronischen Kopien, die gerade für heutige Generationen einen hautnahen Eindruck der damaligen Zeit vermitteln. Wer sich die eine oder andere Ausgabe über das Internet herunterlädt und studiert, wird zum Beispiel ein vertieftes Verständnis für den Beginn des Nationalsozialismus erhalten können. Dieses geschichtliche Zeitbild ist in den einzelnen Heften auch für Schülerinnen und Schüler ausgesprochen gut nachvollziehbar.
Da die Sammlung noch Lücken aufweist, ist die SLB an weiteren Heimatkalendern aus den Jahren 1900 bis 1945 interessiert. Sollten noch einzelne, nicht digitalisierte Heimatkalender aus dieser Zeit gefunden werden, so würden diese noch im Nachgang bearbeitet werden. Für Hinweise oder gar die Bereitstellung von entsprechend existierenden Heimatkalendern ist die Bibliothek dankbar.
Warum sind Heimatkalender heute noch wichtig?
Dazu Dr. Frank-Dirk Hoppe, Bereichsleiter Landesbibliothek und verantwortlich für die historischen Buchbestände:
„Die Verbundenheit zur eigenen Region ist im Grunde ein Selbstverständnis, wurde aber Ende des 19. und im beginnenden 20. Jahrhundert und ganz besonders in Brandenburg für einen großen Teil der Bevölkerung ein besonderes Lebensgefühl. Die ‚Heimatliebe‘ war geboren und verbreitete sich schlagartig.“
Heimatkalender geben Einblicke in das Lebensgefühl dieser Zeit und wurden ca. ab 1900 für sämtliche Kreise und Dörfer der Mark in kleinen Auflagen ortspezifisch herausgegeben. Da es sich im Wesentlichen um Gebrauchsliteratur handelte, wie z.B. Adresskalender im 19. Jahrhundert, haben die jeweiligen Jahresausgaben die Zeit nicht überdauert. Einem Glückfall ist es zu verdanken, dass Rudolf Schmidt (1875 – 1943) als passionierter Heimatforscher Brandenburgs den Wert der Hefte bereits zu Lebzeiten erkannte. Durch ihn ist ein großer Teil als Unikate erhalten geblieben. Die Hefte waren Bestandteil der Schmidtschen Bibliotheca Brandenburgica, die seine Nachfahren an die Vorgängereinrichtung der Stadt- und Landesbibliothek (SLB) Potsdam übergaben. Die SLB Potsdam ist somit die einzige Bibliothek, die Heimatkalender aus den Jahren 1902 bis 1942 in diesem Umfang als Originale für Brandenburg besitzt.
Als nächstes Projekt werden Adressbücher aus der Region vom Ausgang des 18. Jahrhunderts bis Anfang 20. Jahrhundert digitalisiert.