Aus unserer Schatzkammer : historische Bücherschätze vorgestellt

Die historischen Bücherschätze der Sammlung Brandenburgica laden Sie zu einer Zeitreise in vergangene Jahrhunderte ein.
Monatlich vorgestellt werden spektakuläre Entdeckungen, besondere Ereignisse, geniale Persönlichkeiten, Berichte über Lebensweise und Alltag in der Geschichte sowie buchkünstlerisch wertvolle Ausgaben.

APRIL:

Gröben, Otto Friedrich von der:
Orientalische Reise-Beschreibung des Brandenburgischen Adelichen Pilgers
Otto von der Gröben : nebst der Brandenburgischen Schifffahrt nach Guinea und der Verrichtung zu Morea, Unter ihrem Titel.
Marienwerder, 1694. 399,134 S.

Es beginnt eine Weltreise:

Wir begleiten Otto Friedrich von der Gröben (1635-1694) zu einer Zeit, in der man in den deutschen Territorien eher mit dem Überleben nach dem verheerenden 30 jährigen Krieg beschäftigt war. Reisen, der Blick über den Horizont und schriftliche Berichte über die Erlebnisse zählten damals zu den großen Ausnahmen.

Otto Friedrich von der Gröben unternahm bereits mit 17 Jahren seine ersten Reisen in die Welt. Fernweh und Abenteuerlust begleiteten ihn lebenslang. Aufgrund seiner Erfahrungen beauftrage ihn der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620-1688) mit der Leitung einer Kolonialexpedition an die Küste von Guinea. Ziel war die Belebung und Ausdehnung des Handels und der Wirtschaftsbeziehungen.

Die Reise begann am 16.5.1682 mit dem Auslaufen der beiden Schiffe der kurbrandenburgischen Marine Morian und Kurprinz von Brandenburg. Sie führte über Italien, Malta, Ägypten und Zypern. Nach abenteuerlicher Fahrt wurde am 27.12.1682 die afrikanische Küste erreicht. Am Neujahrstag des folgenden Jahres hissten die Brandenburger ihre Flagge auf dem Gebiet des heutigen Ghana. Es begann der Bau von Fort und Festung Großfriedrichsburg. Diese erste deutsche Kolonie in Afrika bestand bis 1717.

Seine Reisebeschreibung verfaßte von der Gröben erst Jahre später in seinem Heimatort Marienwerder (Kwidzyn). Grundlage bildeten seine heute nicht mehr existierenden Tagebücher, Notizen und Briefe, die er während der Expedition geschrieben hatte. Überliefert sind somit genaue Beobachtungen von Natur, Klima, Vegetation, Architektur, Personen und Ereignissen aus den von ihm besuchten Ländern und Kontinenten. Besonders eindrucksvoll sind seine detaillierten Zeichnungen. Die Aufzeichnungen von der Gröbens gelten als eine der ersten schriftlichen Quellen zur Völkerkunde Westafrikas.